25.05.2013: Bad Köstritz - Spätlesen 2:5

Entschleunigung im Elstertal – Spätlesen en tour

36 Stunden, ein vollgepacktes Programm, und doch Wellness, Spaß und Erholung pur. Na klar, das hört sich wieder nach Mannschaftsfahrt der Spätlesen an. Dieses Mal in den thüringischen Fußballkurort Bad Köstritz und nach Leipzig. Das Erfolgsgeheimnis: Kurze Wege und Fokussierung auf das Wesentliche.

Nach den Fußmarschstrapazen im vergangenen Jahr in der sächsischen Metropole Dresden (wobei Beschwerdeführer Maik dieses Mal gar nicht im Kader stand) hatte Ehrenspielführer Reinhold mit Hilfe seiner guten Kontakte zu Bitburger dieses Kleinod im Herzen Thüringens aufgetan. Reiseleiter Clemens hat dann wie gewohnt die Theorie in die Praxis umgesetzt und für eine perfekte Organisation gesorgt. Danke! Und um es nicht zu spannend zu machen: Gewonnen haben wir auch noch – alle, auch der BVB, nur die Hochzeitsgäste nicht.

Notarzteinsatz zwischen Falkensee und Nauen
Dabei hatte die Fahrt mit einem Aufreger begonnen. Als um 7.07 Uhr die Telefonkette startete – war der eine noch beim Bäcker (ohne I-Phone), der zweite noch unter der Dusche (nackt), der dritte genervt wegen der wiederholten Anrufe. Aber das erwartete Ergebnis war, dass das Dutzend Zug-Spätlesen dennoch 7.48 Uhr völlig entspannt den Zug früher nahm und damit dem für 8.13 Uhr avisierten und wegen eines Notarzteinsatzes erheblich verspäteten Regionalexpress die kalte Schulter zeigte. Das Kollektiv funktionierte und kam pünktlich am Hauptbahnhof (zur Nachholung des Frühstücks) und nach dreieinhalb Stunden stressfrei in Bad Köstritz an, wo Sven und Stefan schon am Bahnhof mit ihren Autos warteten, um uns in unsere Wellness-Oase zu chauffieren, dem "Goldnen Löwen". Die Doppelzimmereinteilung hatte freundlicherweise das Hotel selber in die Hand genommen, um längere Diskussionen um die Pärchenbildung zu vermeiden.

Wasser bei der Brauereibesichtigung
Denn es ging Schlag auf Schlag. Kaum eingewöhnt und die Sparkassenschläppchen ausgepackt ging es vom Hotel zur 300 Meter entfernten Köstritzer Schwarzbierbrauerei, wo die erste Kuranwendung anstand. Zur Auswahl standen unter anderem Schwarz und Blond – doch zur Überraschung der Braumeister griffen einige Spätlesen zum Mineralwasser – voll fixiert auf die noch anstehende Aufgabe auf dem Fußballplatz. In den zwei Stunden in der Brauerei haben uns dann Braumeister Dirk Müller und seine Kollegen einen tiefen Einblick in die Braukultur und –tradition von Köstritz und einige Schluck Gerstensaft vermittelt. Vielen Dank dafür, aber auch an den wissbegierigen Klaus, der unter anderem das Thema Fuselstoffe und „dicker Kopf“ ansprach, woraufhin die I-Phone-Freundschaftsgruppe HU sogleich die dazugehörige wissenschaftliche Studie aus dem Netz zauberte (Angaben dennoch für alle Biere außer denen von Köstritzer ohne Gewähr).

Die Wahrheit liegt auf dem Platz
Wieder 300 Meter Fußmarsch und wir waren im Fußballstadion „Am Drehling“ des SV Elstertal. Dort stieß dann auch Nachzügler Ralf zum Team. 14 Mann und Uwe Schmidt als Trainer, was sollte da schiefgehen. Die Fußballgegner haben es uns aber nicht leicht gemacht. Sie hatten den Championsleague-Rasen nicht auf die von der Uefa vorgeschriebene Grashalmlänge von 4 cm gestutzt, sondern sehr großzügiger auswachsen lassen. So lohnte es sich, auf der Wiese jedem Ball hinterher zu gehen, weil dieser nicht ins Aus gehen wollte. Das beherzigten auch alle voller Tatendrang, hervorragend taktisch eingestellt von Uwe im klassischen Spätlesenformat 4-4-3. Gleich mit dem Anpfiff legten die Spätlesen los, als wenn es kein Morgen geben sollte. Sie schnürten das Bitburg-Köstritz-Team zunächst ein und kamen zu guten Möglichkeiten.

5:2 nach fairem Spiel
Es war dann Reinhold vorbehalten, nach einem Feuerwerk von vergeblichen Schüssen auf Torwart und andere Abwehrbeine genau denjenigen zu treffen, der sich quasi zwingen ließ, den Ball ins eigene Tor zu schießen. Mitte der ersten Hälfte erhöhte Stefan mit einem satten Linksschuss nach Vorarbeit von Sven dann auf 2:0. Die Gastgeber kamen über ihre starke rechte Seite dann immer wieder zu Kontern. Unmittelbar vor der Pause nutzte Braumeister Dirk dann eine flache Hereingabe zum 1:2-Anschlusstreffer. Nach der Pause dominierten die Spätlesen dann das Spiel. Wir kamen durch Andreas Dittmer mit einem schönen Schlenzer von der Strafraumgrenze zunächst zum 3:1. Die schönste Kombination des Spiels über das gesamte Feld schloss dann Klaus mit einem flachen Schuss am Torwart vorbei in das lange Eck zum 4:1 ab. Und dann gelang Uwe Garbe per Kopf das vorentscheidende 5:1. Christoph Krätze war es dann praktisch mit dem Schlusspfiff, der Clemens im Tor überwinden und zum 2:5-Endstand verkürzen konnte. Fazit: Faires Spiel, Spaß auf dem Rasen. Uwe wird es schwer haben, nach der Trainerleistung wieder einen Platz auf dem Platz zu bekommen. (Das gilt natürlich auch für alle, die nicht dabei waren).

Das Spätlesenteam 2013: Clemens, Andreas, Andreas, Ralf, Stefan, Reinhold, Robert, Klaus, Uwe, Uwe, Sven, Marcus, Jens, Thomas, Christian

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
Wer rechnen kann, weiß jetzt, dass wir nach einigen isotonischen Getränken machbare 600 Meter bis zum Hotel zurücklegen mussten (inklusive Laufleistung im Spiel kommen dann doch schon einige Kilometer zusammen), wo wir uns dann in aller Ruhe auf das Championsleague-Finale vorbereiten konnten, mit einem leckeren Büffet und einem Abend voller Freigetränke. Dank an dieser Stelle an Bernd Sieren, den Fußballkoordinator von Bitburger, der uns mit seinem Team in Bad Köstritz überaus gastfreundlich in Empfang genommen hat – schreit nach Fortsetzung.

Mit jeder Minute, die das deutsche Endspiel nahte, stieg auch die Spannung. Soweit ich das registrieren konnte, haben alle dem BVB die Daumen gedrückt. Etwas verwundert war ich daher, als beim kleinen Tippspiel doch 12 auf einen Sieg der Bayern wetteten und nur 5 auf den BVB setzten. Und erstaunlicherweise hielt sich die Trauer in Grenzen – das zeichnet eben faire Sportsmänner aus.

Arme Hochzeitsgäste
Aber was ist schlimmer? Wenn der vermeintlich Falsche gewinnt oder wenn man das Spiel (fast) gar nicht sehen darf. Eine Hochzeitsgesellschaft im Hotel war arg gestraft, weil der Bräutigam offenbar ein Fernsehverbot verhängt hatte. So wurden dann viele Gäste zu Dauerrauchern und schauten von der Straßenfront durch die Fenster zu unserer Großleinwand-Übertragung hinein. Auch auf Angebote unsererseits, als Ausgleich einige erfahrene Tänzer fürs Parkett zur Verfügung zu stellen, ging der Brautmann nicht ein. Bei seinen Gästen wird das Hochzeitsdatum sicherlich einen prägenden Eindruck behalten.

Leipzig versinkt im Wasser
Statt Party ging es dann für uns brav ins Bett und statt der Polonaise gab es die eine oder andere Schnarcheinlage vom Bettnachbarn. Ausgeruht und frühstücksgestärkt machten wir uns dann auf, um Leipzig zu rocken. Das Wasserwandern fiel aber sprichwörtlich ins Wasser. Dauerregen trieben uns dann in die Nikolaikirche und den Auerbachkeller, wo wir wie gewohnt unseren kulturellen Interessen frönten. Und weil wir natürlich 1. Klasse gereist sind, haben wir vom großzügigen Angebot der Deutschen Bahn Gebrauch gemacht und in der Business-Lounge des Leipziger Hauptbahnhofes die Cappuccino-Vorräte abgebaut. Andächtig hat so mancher nebenher an seinen Memoiren, sprich seinem Chronikbeitrag, gearbeitet.

Ausblick
Sportlich nach zwei Auftritten in Sachsen nun auch in Thüringen noch ungeschlagen. Eine schier unfassbare Serie. Zudem scheinen wir unschlagbar, wenn wir zuvor eine (Kultur-)Brauerei besichtigen. Nach dem Gesetz der Serie ist nächstes Jahr eine Brauereipause. In Rede steht ein Trainingslager in Widukinds Stammland Niedersachsen in den Großraum Hannover, wo Uwe und Klaus ihre Ausbildungsvereine hatten (denen wir unseren Dank aussprechen könnten) und wo wir gegebenenfalls ein Bundesligaspiel von Hannover 96 mit ins Programm aufnehmen könnten. Aber das kann dann nicht am 24. und 25. Mai 2014 stattfinden, denn dann läuft das Rückspiel von Bayern gegen Dortmund in Lissabon. Obwohl ich nicht glaube, dass jemand dafür auf die Mannschaftsfahrt verzichtet, anbei trotzdem schon mal eine Tickethotline zum Staunen. (Seriösität ohne Gewähr)

Und 2015 dann wieder ein Finale „Daheim“, in Berlin – mit der Hertha, so der Fußballgott will. (Wie komme ich an Tickets?) Bis dahin fließen aber noch so manche Schweißperlen von der Stirn und After-Trainingsgetränke durch unsere Kehlen.

Und dann hat Reinhold ja noch dank Hasseröder eine Reise an die Copacabana zur Fußball-WM gewonnen …. (cr)