16.05.2011: Deutscher Bundestag - Spätlesen 0:2

Die Weste bleibt sauber – Trainerstuhl gerettet

Prolog
Bei Regenwetter und 14°C machte sich Teamchef Uwe Garbe zu Fuß auf den Weg von seiner Arbeitsstelle im Wedding zum Poststadion. Seine Gedanken kreisten um die Aufstellung und Reinholds Worte: "Wir siegen, wenn Uwe die Aufstellung macht." Die Latte lag hoch.
In der Kabine angekommen wurde seine Autorität jedoch schnell auf die Probe gestellt. Heiteres Gemurmel machte sich breit, als er seine geborgte Taktikmappe mit Magnettafel auspackte. Als ihm dann auch noch vereinzelt Spieler Zettel mit eigenen Mannschaftsaufstellungen zusteckten, reichte es Matthias „Matze“ Stuck: „Jens, das geht doch gar nicht! Nun laß doch Uwe mal!“
Die Strafe für Jens folgte auf dem Fuße: Ab ins ungeliebte linke Mittelfeld.
„Danke Matze, du spielst zentral.“ Das nächste Mal lacht keiner mehr!

Die Aufstellung
Tor: Lutz Lehmann (ab 25. Minute Thomas Duhme)
Abwehr: Ralf Buttgereit – Christian Robst – Clemens Fehlow – Heiko Richter
Mittelfeld: Jens Kube – Andreas Dittmer – Matze Stuck – Reinhold Rickes
Angriff: Stefan Mühle – Sven Radon – Uwe Schmidt

1. Halbzeit
Die ersten 10 Spielminuten gehörten eindeutig dem FC Bundestag. Ein um andere Mal kamen sie gefährlich vor das Tor der Spätlesen und setzen die Abwehr gehörig unter Druck. Entlastungsangriffe kamen höchstens bis zur Mittellinie.
Schuld daran war unsere Nervosität, die Folge waren Abspielfehler im Spielaufbau sowie Unsicherheiten bei der Ballannahme. Alterspräsident Lutz Lehmann hatte alle Hände voll zu tun, zu häufig liessen unsere Jungs den Gegner passieren und einen Schuss aufs Tor abgeben.
Es dauerte bis zur 10. Spielminute als der erste schnelle Ball in die Spitze gespielt wurde und Sven Radon mit einer perfekten Ballannahme allein aufs Tor zustürmte. Vielleicht war er selbst so überrascht davon oder es waren einfach nur die üblichen Fragen, die sich ein Stürmer stellt, wenn er allein auf den Torwart zumarschiert:
„Soll ich den Ball jetzt rechts oder lieber links reinschiessen? Habe ich zuhause das Bügeleisen ausgemacht? Was schenke ich Petra zu Weihnachten?“
Wir wissen es nicht und es waren zuviele Fragen, die Sven in dem Moment nicht lösen konnte. Den Volksvertertern war’s egal, sie setzten ihre drangvollen Angriffe fort.

Mit jedem abgewehrten Angriff kamen wir besser ins Spiel. Angefangen bei der Abwehr mit den unermüdlich rackernden Aussenspielern Ralf Buttgereit und Heiko Richter.
Heiko, der immer hellwach zur Stelle war, wenn es auf seiner Seite brenzlig wurde. Nach dem Motto „mich darfst du nicht hauen, weil ich eine Brille trage“ weckte er viel Mitleid beim Gegner, um sich dann gnadenlos das Spielgerät zu schnappen und den nächsten Angriff einzuleiten.

Presschlagkönig Ralf war es dann auch, der in der 15. Minute den Ball auf seiner rechten Seite eroberte. Über mehrere Stationen gelangte der Ball zu Stefan Mühle, der sich am rechten Flügel elegant durchsetzte und Uwe Schmidt in den Strafraum schickte. Uwe nahm diese Einladung gerne an, liess auf dem Weg zur Grundlinie noch einen Verteidiger stehen und legte zurück auf Sven, der diesmal alles richtig machte und keine Zeit für dumme Gedanken hatte, sondern dem Bundestorwart keine Chance ließ und den Ball flach ins lange Eck legte. Es regnete noch, weswegen sich die Parlamentarier fragten, wo wohl der heitere Himmel ist, aus dem dieses 1:0 auf einmal herkam? Diesmal war’s uns egal, denn nun war es ein offener Schlagabtausch.

Torchancen im Minutentakt wogten munter hin und her. Der Bundestag machte das Spiel, wir machten es wie Hannover 96 und konzentrierten uns auf schnell und präzise vorgetragene Konter. Unsere schnellen Spitzen Stefan, Sven und Uwe wurden durch kluge Pässe aus der Abwehr und aus dem Mittelfeld gekonnt in Szene gesetzt und sorgten für Gefahr. Doch auch der Bundestag blieb gefährlich.
Gleich reihenweise erarbeiteten sich die 11 Abgeordneten gute Einschussmöglichkeizten. Nicht jedes Mal konnten die Angriffe rechtzeitig abgewehrt werden, so dass Lutz durch einige Rettungstaten die Null festhalten musste. Eine davon war zuviel und der linke Kragarm war nicht ausreichend dimensioniert, denn das max. Moment war grösser als vorher berechnet: M= (q * L²) : 2.
Es war nicht nur das Drehmoment, sondern auch der Moment, in dem Lutz verletzungsbedingt auscheiden musste und sein Trikot an Thomas Duhme übergab. Gute Besserung Lutz und lass die Statik mal prüfen!

Mit nur einem Auswechelspieler ging es weiter. Und sofort war Thomas Duhme im Brennpunkt des Geschehens: 2x kurz hintereinader konnte er sich mit Bravour auszeichnen, als im Abstand von 1 Minute je ein Bundeskicker allein mit Ball vor ihm auftauchte. Mit grosser Routine entschärfte er die beiden brenzligen Situationen und brachte den Gegner zur Verzweiflung.

Besonders hervorzuheben wäre an dieser Stelle unsere zentrale Abwehr bestehend aus Christian Robst und Clemens Fehlow. Auf dem Platz nennt man sie auch die „Gebrüder Humorlos“. Immer fair gegen den Ball arbeitend („war doch nix“) vermiesten sie dem Gegner den Abend. Zeitweise versuchten unsere Parlamentarier zwar ihrem Namen alle Ehre zu machen, aber sämtliche Debatten wurden im Keim erstickt. Man wollte kein Stürmer mit einem Adler auf der Brust sein an diesem Abend.

So verging die 1. Halbzeit, in der noch Matthias „Matze“ Stuck genannt werden möchte. Im zentralen Mittelfeld war er sich stets seiner Rolle als verlängerter Arm des Teamchefs bewusst. Dominant hielt er die Fäden in der Hand und den Ball in den eigenen Reihen. Als permanente Anspielstation strahlte er die nötige Ruhe aus. „A… raus, Bauch rein und schon ist die Kugel mein“ war seine Devise.

2. Halbzeit
Die 2. Halbzeit begann wie die erste. Schwungvoll schickte der Bundestag sein Jugendparlament nach vorn. In dieser Phase bettelten die Spätlesen um den Ausgleich. Hinzu kam, dass Matze Stuck bedingt durch muskuläre Probleme schwächelte und ebenfalls raus musste.
Jetzt konnte Jens Kube sich endlich rehabilitieren und Sympathiepunkte beim Teamchef sammeln. Als fleissiger Arbeiter gestartet, konnte er endlich die Chefrolle im Mittelfeld übernehmen und wie gewohnt durch hohen läuferischen Einsatz glänzen. Endlich gewann unser Spiel wieder mehr Sicherheit.

Neben Jens fügte sich Gastspieler Andreas Dittmer harmonisch in unser Spiel ein. Ausgestattet mit der Lunge 4-2 war er ü b e r a l l zu finden. Leichtfüßig leitete er unsere Angriffe ein und stopfte gleichzeitig die Löcher in der Rückwärtsbewegung. 
Last But Not Least wollen wir auch nach dem Ausscheiden von Lutz den legitimen Nachfolger im Ältestenrat nicht vergessen. „Bis zur Erschöpfung und noch viel weiter“ sagte sich Reinhold Rickes als er mal wieder wie verrückt die rechte Aussenbahn runter und wieder hoch rackerte. Legendär ist immer noch sein Kampfname aus alten Offenbacher Tagen: „Reinhold The Rocket“.

Das Ende des Spiels ist schnell erzählt. Bemüht aber fruchtlos prallte ein Angriff nach dem anderen aus den Reihen der Volksvertreter an unserer Abwehrmauer ab. Unsere Kontertaktik fruchtete auch im 2. Abschnitt und wurde belohnt in der 20. Minute der zweiten Halbzeit. Eine Balleroberung durch Stefan Mühle, ein Solo von Andreas Dittmer, ein strammer Schuss aus 18m, nicht unhaltbar, aber schön herausgespielt. Nun war auch die letzte Hochrechnung gelaufen. 2:0 - Das Spiel war entschieden.

Die letzten 20 Min. wurden souverän abgespult. Erwähnenswert nur noch ein schöner 80m Sprint von Ralf Buttgereit, ein Doppelpass mit Uwe Schmidt, der gekonnt durchsteckt, Ralf allein vorm Torwart, der sich aber nicht auf einen Pressschlag mit Ralf einließ und somit das 3:0 verhinderte. Schade.

Redebedarf gab es dann nur noch in der Schlussminute bei der Frage ‚Hand oder Nicht-Hand’. Thomas im Tor ließ sich nicht lange bitten und nahm die Debatte mit allen Fürs und Widers gerne an, woraufhin sich auch der Platzwart einschaltete und kurzerhand das Licht ausschaltete.

Somit blieb die Weste sauber. Die Sitzung wurde vertagt auf den Platz vor Uwe Schmidts Kofferraum, wo uns Jens zur nachträglichen Feier seines Geburtstages ein erfrischendes Landskron spendierte.
Glückwunsch Jens – den Sieg widmen wir dir!